Eine empirische Studie zu Effekten von simulierter Grünblindheit (Deuteranopie) auf das kartenbasierte Positionsgedächtnis
Ein grundlegender Zweck des Einsatzes kartographischer Medien ist die Verbesserung der Orientierung in der Umwelt. Zur räumlichen Orientierung benötigen Menschen eine möglichst lückenlose und genaue Vorstellung der Umwelt. Karten dienen dabei als Medien, mit denen abgebildetes Überblickswissen in das räumliche Gedächtnis überführt wird. Dabei entsteht eine kognitive Raumvorstellung (mental map), aus der entsprechendes Wissen zur Bewaltigung räumlicher Orientierungsfragen abgerufen werden kann. In der Empirischen Kartographie wird vermehrt die Notwendigkeit betont, die räumliche Gedächtnisleistung verschiedener Nutzergruppen zu untersuchen. Dazu zählen insbesondere farbenfehlsichtige Menschen, die bspw. an Grünblindheit (Deuteranopie) leiden. Ergebnisse aus der Kognitionspsychologie zeigen, dass Deuteranopen Farbtonunterschiede erheblich schlechter wahrnehmen können als normalsichtige Menschen, was Einfluss auf die Gedächtnisleistung nehmen kann. Demnach ist auch anzunehmen, dass deuteranopiebedingte Farbwahrnehmung auch die räumliche Gedächtnisleistung mindert. Auf der Basis einer Recall-Memory-Methode hat die vorliegende Studie das Ziel, in einem ersten Versuch den Verlust zu quantifizieren, der beim Lernen von Karteninformation durch die Simulation von Deuteranopie im Positionsgedächtnis entsteht (Faktor: SICHTIGKEIT, Bedingungen: normalsichtig, fehlsichtig). Zudem wird durch die Studie untersucht, ob ein solcher Verlust durch den Eintrag von Gitterstrukturen korrigiert werden kann (Faktor GITTER; Bedingungen: vorhanden, nicht-vorhanden). Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Simulation der Farbenfehlsichtigkeit Deuteranopie zu signifikant höheren Ungenauigkeiten im räumlichen Gedächtnis führt als bei einer farblich unveränderten Graphik topographischer Karten. Durch den Eintrag von aufliegenden Gittern in die Kartengraphik können diese raumlichen Ungenauigkeiten erheblich reduziert werden.
An essential function of using cartographic media is the fostering of orientation in the environment. To perform successfully in orientation tasks, a most complete and accurate picture of the environment is needed. Maps are media used to transfer graphically represented survey knowledge into human spatial memory. Here, a cognitive map is formed, which is used to solve spatial orientation tasks by recalling spatial knowledge. In Empirical Cartography, there is an emphasis on investigating the spatial memory performance of specific user groups. In particular, these user groups include people with colour vision anomalies, such as green blindness (deuteranopia). Results from cognitive psychology show that deuteranopes are not able to perceive colour differences as normally-sighted people do. This visual restriction causes disadvantages for spatial memory Based on a recall memory paradigm, an empirical study was conducted. The aim of this study was to make a first approach of quantifying the loss of spatial memory performance arising from (simulated) deuteranopia. In addition, it was investigated whether this loss was compensated by an overlaying grid pattern. The results of this study show that the deuteranopia colour scheme triggered a significant disadvantage for the accuracy of object-location memory performance. The additional grid layer helped to counterbalance this loss.
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